Alfred Ogris
»Wenden, Winden und Windisch« – im Jahre 1549.

Die Verwendung der Begriffe »Wenden, Winden und Windisch« sorgt immer wieder für Verwirrung. Die Verbreitung der »lingua Slauonica« im Jahre 1549, die »corrupto vocabulo« auch »Sclanonica« genannt wird, wurde von Sigismund von Herberstein, wie die nachfolgende Textstelle zeigt, ausführlich beschrieben. Unter dem Titel »Ziga Herberstein, odkritelj Rusije« (= Sigismund Herberstein, der Entdecker Rußlands) gestaltete das Archiv der Republik Slowenien in Zusammenarbeit mit dem Russischen Staatsarchiv im Jahre 1999 zunächst in Laibach (Ljubljana), dann in Moskau eine Ausstellung, deren Untertitel lautete: »Das 16. Jahrhundert in Rußland und in den slowenischen Ländern« (in Übersetzung)'. Den Anlaß dazu bot das 450Jahr-Jubiläum von Herbersteins Publikation »Rerum Moscoviticarum commentarii«. Die Ausstellung wurde in der Nationalgalerie in Laibach (Narodna Galerija) gezeigt.

Sigismund Herberstein (1486-1566) entstammte einem steirischen Adelsgeschlecht sein Vater~hatte die Herrschaft W-ippach (Vipava) inne, wo Sigismund seine erste schulische Ausbildung erhielt. 1494 (mit acht Jahren) kam er nach Kärnten zu seinem Onkel Wilhelm Welzer, der Propst in Gurk war. Seine Weiterbildung in Gurk wurde jedoch schon 1496 wegen einer in Kärnten grassierenden Syphilis-Epidemie abgebrochen; Herberstein kehrte nach Wippach zurück. Ein Jahr später ging er nach Wien, wo er umfangreiche Studien betrieb, die ihn später eine glänzende Diplomatenkarriere durchlaufen ließen; vor allem seine umfangreichen Sprachkenntnisse wurden weithin gerühmt.

Im zweiten Teil seiner »Moscovia« berichtet Herberstein, wie groß die Verbreitung der »lingua Slauonica« sei; zahlreiche Länder und Völker zwischen Dalmatien im Süden und der Elbe im Norden werden angeführt, unter den letzteren auch die Krainer, die Kärntner bis zur Drau und die Steirer unterhalb von Graz entlang der Mur. Sie alle verwenden die slawische Sprache und nennen sich gemeinhin Wenden, Winden und Windisch. Die Stelle lautet wörtlich:


Bleibt noch hinzuzufügen, daß Herberstein ein Zeitgenosse der beiden Geschichtsschreiber Wolfgang Lazios und Michael Gothard Christalnick war, die sich ebenfalls zu diesem Thema geäußert haben. (Alfred O g r i s )

Vladimir Kolosa, Ziga Herberstein (1486–1566) in MoskovsEi zapisLi (Sigismund Herberstein und die Moskauer SchriEen), in: Katalogi 17 (wie Anm. 1), 11 ff., bes. 18 ff. (Zivljenje). - Den Herren Mag. Vladimir Kolosa und Mag. Vladimir Zumer danke ich fur die Zusendung der abgebildeten Textstelle in Kopie

S. Herberstein, Rerum Moscoviticarum commentarii (Wien 1549), 2. Teil: Moscovia Sigismundi liberi baronis in Herberstein, Neyperg et Guetnhag, fol. 2'.


Aus: Carinthia 2001