Wir leben 25 Minuten zu spät |
Wir leben 25 Minuten zu spät, und zwar von
rechts gesehen. Von links gesehen leben wir 20 Minuten zu kurz. Zu spät
und zu kurz ist unser rechtes und linkes Schicksal. Sieht man uns aber
von oben, so sind wir platt wie eine Fibel, sieht man uns von unten, so
sind wir hoch wie ein Zylinder. Von vorn betrachtet man unsere Rücksicht
und von hinten unseren Bauch, denn den haben wir auch. Schmilzt nun der
Schnee zwischen unseren Zehen, so bekommen wir heftige Zahnschmerzen,
die erst aufhören, wenn uns die Sonne direkt ins Gehirn scheint.
Dadurch entstehen aber die erleuchteten Gedanken, derer einer genügt,
um Weisheiten wie diese hier niederzuschreiben. Wenn jemand unliniert ist, so muß er immer wieder feststellen,
daß die Welt liniert ist. Wie ein Zebra ist die Welt in Streifen
geteilt, und dabei hat sie doch nur ein einziges Fell. Auf den Linien
ist die Welt beschrieben, und dadurch unterscheidet sie sich von dem Zebra,
das meistens nur selten beschrieben ist. Das liegt aber wiederum daran,
daß man auf Fell schlecht schreiben kann. Wie ein unbeschriebener
Briefbogen läuft das arme Zebra nun in der Welt herum, welche im
Gegensatz zu ihm von links nach rechts beschrieben ist.
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Kurt Schwitters |